Botho Strauß, geboren am 2. 12. 1944 in Naumburg/Saale als Sohn eines Lebensmittelberaters; besuchte das Gymnasium in Remscheid und Bad Ems; fünf Semester Studium der Germanistik, Theatergeschichte und Soziologie in Köln und München; versuchte sich als Schauspieler auf Laienbühnen; von 1967 bis 1970 Redakteur und Kritiker der Zeitschrift „Theater heute“; 1970 bis 1975 dramaturgischer Mitarbeiter an der Schaubühne am Halleschen Ufer in Berlin. Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland. Lebt als freier Schriftsteller in Berlin und in der Uckermark.
* 2. Dezember 1944
von Sascha Prostka
Essay
Am Beginn seiner schreibenden und schriftstellerischen Tätigkeit verfasste Botho Strauß als Redakteur bei „Theater heute“ vor allem Kurztexte und Rezensionen, in denen er die Existenzbedingungen neuer Bühnenformen reflektiert. Zwischen 1967 und 1970 trieb er eine nicht-literarische Beschreibungsform voran, die das Bühnengeschehen mit seinen gesellschaftlichen Hintergründen verwebt und dabei auch – in Nachwirkung der counter culture in den USA und den dort entstandenen freien Theatergruppierungen – Ästhetik mit Politik zusammendenkt, wie es programmatisch ein Rezensionstitel formuliert. Die Annäherung an das Spannungsfeld von Theater und Gesellschaft geschah zu dieser Zeit noch aus der theoretischen Perspektive eines Rezensenten, der die politisch aufgeladenen Modernisierungen des Theaters als „Grenzgänge, Grenzüberschreitungen (…) zwischen darstellenden, filmischen, bildnerischen und musikalischen Mitteln“ wahrnimmt. „Eine ...